Der Begriff "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" wird seit 2020 verwendet. Wurden bis dahin die Ortschronistinnen und Ortschronisten sowie die Heimat- und Geschichtsvereine darunter verstanden, bezieht er nunmehr außer den vorgenannten Gruppen bzw. Personenkreisen die Heimatforscher sowie ehrenamtlichen Denkmalpfleger und Bodendenkmalpfleger ein.

Zur Betreuung der oben aufgeführten Personen und Vereine gibt es die "Koordinierungsstelle Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg", die vom "Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg" geführt wird. Seit 2004 ist Dr. Volker Punzel (Geschichtsmanufaktur Potsdam) in dieser Eigenschaft aktiv.
Koordinierungsstelle und Koordinator wurden und werden von ihm mit den Honoraren finanziert, die er bis 2019 für die Ausrichtung und Durchführung des jährlich stattfindenden Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte sowie der Potsdamer Geschichtsbörse erhielt. Von den insgesamt 4150,00 EURO brutto pro Jahr wurden ca. 600 Euro refinanziert und an das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) zurückgeführt. Aus den restlichen 3.550 EURO wurden alle Ausgaben bestritten, die bei der Koordinierung und Betreuung der ehrenamtlich in der Geschichtsarbeit im Land Brandenburg tätigen Einzelpersonen und Geschichts- und Heimatvereine (ca. 7.000 Personen) entstanden sowie in Verbindung mit den beiden vorgenannten Veranstaltungen.
Angebote zur Unterstützung dieser Tätigkeit mit Fördermitteln gab es zu keiner Zeit.
Vielmehr wurde durch das HBPG immer wieder darauf gedrängt, mit den Veranstaltungen dem Haus Sponsorengelder einzuwerben, um diese durch das HBPG verwenden zu können.

 

Brief aus dem MWFK vom 21. April 2020

Nach 16 Jahren überwiegend selbstfinanzierter ehrenamtlicher Tätigkeit traf im April 2020 ein Schreiben der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg ein. Es war die erste schriftliche Reaktion aus dem Ministerium seit 2004.
Unter dem Datum 21. April 2020 schrieb Frau Dr. Schüle:

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und Ihnen für Ihr langjähriges Engagement bei der Unterstützung der Arbeit der Ortschronistinnen und -chronisten und der Heimatvereine ganz herzlich zu danken. Ohne Ihren persönlichen Einsatz wäre es nicht möglich gewesen, die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler zusammenzubringen und gezielt zu ihrem Austausch und ihrer fachlichen Weiterbildung beizutragen.
Dafür gebührt Ihnen große Anerkennung.

Entscheidend an der vorstehenden Aussage ist die Anerkenntnis der geleisteten Arbeit. Unter welchen Bedingungen sie erfolgte bzw. erfolgt dazu kein Wort.

Die Landesregierung hat diese ehrenamtliche Arbeit seit vielen Jahren gern unterstützt, manchmal durch die Präsenz der Hausleitung des MWFK zu den Veranstaltungen, immer aber durch eine finanzielle Förderung und natürlich durcvh zahlreiche Aktivitäten des Brandenburgischen Landeshauptarchivs.

Was sie unter "diese ehrenamtliche Arbeit" verstand, lässt das Schreiben offen. Was die "Präsenz der Hausleitung des MWFK zu den Veranstaltungen" anbelangt, so haben die seit 2005 daran teilnehmenden Ehrenamtler feststellen können, wie das Interesse der Hausleitung des MWFK daran immer geringer wurde. Unter der Leitung von Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU) kam sie noch persönlich, ihre Nachfolgerinnen von der SPD übertrugen diese Aufgabe dem Staatssekretär bzw. der Staatssekretärin. Zum Schluss kam dann - wenn überhaupt - nur noch eine Abteilungsleiterin.

Was die Aussage anbelangt "aber immer durch eine finanzielle Förderung" so sei hier auf den unten folgenden Abschnitt "Finanzierung" verwiesen.

Mit Interesse habe ich auch Ihr Konzeptpapier zur weiteren Entwicklung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit in Brandenburg zur Kenntnis genommen, das sehr gut Aktivitäten, Leistungen und Defizite der Bedingungen beschreibt, unter denen die ehrenamtlichen Geschichtsinteressierten im Land Brandenburg wirken.

Auch hier wieder ein Eingeständnis: "sehr gute" Beschreibung. Dem dann ein (scheinbares) Gesprächsangebot darüber folgt:

Gern würde ich dazu mit Ihnen und weiteren Interessierten ins Gespräch kommen. Eine Beratung von Angesicht zu Angesicht kann jedoch gegenwärtig nicht geplant werden.

Doch kurz danach kommt die Offenbarung der Ministerin: Machen Sie weiterhin die Arbeit für uns. Wir werden nichts tun! Und Ihnen, vor allem, keine Unterstützung gewähren!
Im Brief in freundlicherer Form:

Ich bitte Sie daher, die Zeit bis zur Normalisierung der Situation zu nutzen, um Ihre zahlreichen Vorschläge mit den Betroffenen, aber auch mit den Institutionen zu beraten, deren Engagement Sie durch Ihre Vorschläge stärken wollen.

Ein ungewöhnlicher Vorgang - aber so seit 17 Jahren erlebt - das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur überträgt einer Privatperson Verantwortung und Aufgaben, für welche es verantwortlich ist und dafür Geld aus dem Landeshaushalt erhält.
Die Privatperson darf für die von ihr geleistete Arbeit - sofern sie verrückt genug ist, sich darauf einzulassen - natürlich keine finanzielle Unterstützung erwarten.

Fazit:
Bei all den von mir - in meiner Eigenschaft als Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg - entwickelten Aktivitäten ging es zu keiner Zeit darum, die institutionelle Situation im Land Brandenburg auf dem Gebiet der Landesgeschichte zu reparieren. Das ist orginäre Aufgabe des zuständigen Ministeriums und danach des Landtages.
In meinem Fokus lag und liegt, der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit im Land Brandenburg die offizielle Anerkennung duch die Landespolitik zu verschaffen.
Darauf ging Frau Schüle jedoch mit keinem Wort ein. Was sie auch bis heute durchhält. Siehe dazu ihr Auftreten im Landtag am 29. April 2021.

 

Kleine Anfrage der AfD vom 30. April 2020

Die Abgeordneten der AfD-Fraktion des Brandenburger Landtages unterscheiden sich in ihrem Verhältnis zur ehrenamtlichen Geschichtsarbeit kaum von dem der Abgeordneten der anderen Fraktionen. Als von allen anderen ausgegrenzte und bekämpfte Fraktion nehmen ihre Führung und wissenschaftlichen Mitarbeiter jedoch schneller wahr, wann und wo die Koalitionsfraktionen nachlässig sind.
Das war auch der Fall in Verbindung mit den ab November 2019 unternommenen Aktivitäten des Koordinators Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg hinsichtlich der offiziellen Anerkennung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit durch die Landesregierung. Der Koalitionsfraktionen reagierten weder auf die ihnen zugegangenen Emails noch auf die Veröffentlichungen zur Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit auf dieser Seite. Also formulierten Dr. Hans-Christoph Berndt, Andreas Kalbitz und Felix Teichner von der AfD-Fraktion die Kleine Anfrage 455 an die Landesregierung zum Thema "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit in Brandenburg". Mit Datum 15. Juni 2020 lag ihnen die Antwort vor.

Die Antwort auf Frage 1 enthält eine umfangreiche Würdigung der ehrenamtlich getätigten Geschichtsarbeit.

Die Offenbarung folgt aber schon in der Antwort auf Frage 2.

Frage 2:
In welcher Art und Weise wird die ehrenamtliche Geschichtsarbeit in Brandenburg unterstützt? Bitte für die letzten fünf Jahre aufschlüsseln (Hilfe finanzieller, organisatorischer und ideeller Art sowie Nennung der unterstützenden Stellen).

Antwort 2:
Die Landesregierung unterhält keine Statistik der ehrenamtlichen Geschichts
arbeit. Daher ist eine systematische Benennung der finanziellen, organisatorischen oder ideellen Unterstützungen für die ehrenamtliche Geschichtsarbeit in den vergangenen fünf Jahren nicht im Rahmen der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit möglich. Einige der finanziellen Unterstützungen werden hier exemplarisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit aufgeführt. Es handelt sich in allen Fällen um eine Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur bzw. des Brandenburgischen Landeshauptarchives (BLHA).

In der nach folgend aufgeführten Tabelle werden für die Jahre 2015 bis 2020 insgesamt 23 Fälle für eine durch das MWFK erfolgte finanzielle Förderung aufgeführt. 13 davon betreffen einzelne Heimat- bzw. Geschichtsvereine, die Geld für die Digitalisierung von Museumsgut erhielten. Die anderen 10 Fälle betreffen die Vorbereitung und Durchführung des jährlichen Tages der Orts- und Landesgeschichte (5) und von Tagen der Orts- und Regionalgeschichte (4) sowie eine Publikationsprojekt der Brandenburgischen Historischen Kommission. An wen die für die Tage der Orts- und Landesgeschichte sowie für die Tage der Orts- und Regionalgeschichte bereitgestellten Gelder konkret flossen, ist nicht angegeben worden.

Eine regelrecht falsche Auskunft gab das MWFK auf die Frage 3.

Frage 3:
Gibt es eine Stelle im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK), die sich speziell um die Belange der Heimat-und Geschichtsvereine und der Ortschronisten kümmert? Wenn ja: Welchem Arbeitsbereich ist diese Stelle zugeordnet? Wenn nein: Wa-rum nicht?

Antwort 3:
Im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur gibt es nicht nur eine, sondern zwei Stellen, die sich um Belange der Ortschronisten, der Heimat- und Geschichtsvereine kümmern. Sie sind - je nach Anliegen - den Arbeitsbereichen der Archive bzw. der Museen zugeordnet.

 Die Belange der Ortschronisten, der Heimat- und Geschichtsvereine - von denen das Ministerium keinerlei Kenntnis hatte und hat - ließen und lassen sich nicht nach den Bereichen "Archive" bzw. "Museen" zuordnen. Hier ist gemeint, dass für die Durchführung der jährlichen Weiterbildungsveranstaltung das Brandenburgische Landeshauptarchiv zuständig sei (Archive) und die Potsdamer Geschichtsbörse am Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte stattfand (Museum).
In Wahrheit hatten die die Ortschronisten und die Heimat- und Geschichtsvereine keine direkten Ansprechpartner im Ministerium für ihre wirklichen Fragen und Interessen.

 

Damit ist auch die Antwort auf die Frage 4 in Teilen falsch und zeugt vor allem davon, dass man sich im MWFK nie wirklich mit der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit befasst hat. Die auf den Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg bezogene Aussage ist ehrenrührig und herabwürdigend. Kein Wort darüber, dass diese Anregungen dem MWFK erstmalig im Jahr 2005 zugingen und von da ab jedes Jahr, im Abschlussbericht zu dem jeweiligen Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte.
Die letzten Sätze in Antwort 4 bringen am deutlichsten zum Ausdruck, wie sich das MWFK in Wirklichkeit gegenüber der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit verhält: desinteressiert und herablassend.

Frage 4:
Ist es geplant, das Engagement der Landesregierung in diesem Bereich auszubauen -bzw. falls nicht vorhanden -neu aufzubauen?

Antwort 4:
Wie dargestellt, fördert das zuständige Ministerium die ehrenamtliche Geschichtsarbeit kontinuierlich und intensiv. Dieses Engagement schließt die Kommunikation mit den Akteuren selbstverständlich mit ein. Erst kürzlich hat eine im Bereich der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit seit Jahren tätige Einzelperson ein Konzept zur Verbesserung der Rahmenbedingungen erarbeitet. Die Landesregierung hat darauf im April mit einem Schreiben reagiert, in dem sie eine vertiefte Diskussion zu diesem Schreiben anregt.

 

Hier zeigt sich zugleich, dass die zuständigen Leute im MWFK noch nicht einmal die eigenen Unterlagen kennen. Sonst hätten sie sich nicht eine solche Blöße gegeben, sondern einfach eine Fortschreibung von drei jahren zuvor gegebener Antworten vorgenommen. Als Drucksache 6/7704 lag am 1. Dezember 2017 die Antwort des Ministeriums auf die Große Anfrage Nr. 26 der CDU-Fraktion mit dem Titel "Heimat- und Brauchtumspflege" vor. Das Dokument hat einen Umfang von 84 Seiten.

Bezogen auf die vorstehend behandelte Frage 4 ist die in DS 6/7704 gegebene Antwort auf die Frage 39 von besonderem Interesse.

Frage 39:
Welche Chronisten gibt es gegenwärtig in Brandenburg (geordnet nach Landkreisen, Ämtern, Städten und Gemeinden)?

Antwort 39:
In DDR-Zeiten waren die Kommunen beauftragt, Ortschronisten amtlich zu bestellen, was überwiegend Fällen geschehen ist. In einer freiheitlichen Ordnung steht es im freien Ermessen jedes Einzelnen, sich wissenschaftlich bzw. ortsgeschichtlich zu betätigen und zur Ortsgeschichte zu forschen, ohne dass es dazu einer amtlichen Beauftragung bedarf. Amtlich können konkrete Forschungsaufträge vergeben werden, aber die amtliche „Privilegierung“ einer bestimmten Person als „Ortschronist“ ist ausgeschlossen.
Ortschronistinnen und -chronisten und Ortshistorikerinnen und -historiker wirken vielfach in Geschichts- und Heimatvereinen mit, nur selten haben sie sich als Gruppe vereinsmäßig eigenständig organisiert; auf Landkreisebene gibt es in diesem Sinne die „Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark“. Eine gewisse Übersicht vermittelt die Internetseite www.geschichtsmanufaktur-potsdam.de, indem sie in ihrer Ansicht der „Geschichtslandschaft Brandenburg“ die vorhandenen Heimat- und Geschichtsvereine (590) und die Orte oder Ortsteile mit Ortschronistinnen und -chronisten oder ortschronistischen Aktivitäten (807), geordnet nach Landkreisen, zusammenstellt.

Im Gegensatz zur Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD wird hier wenigstens erwähnt, dass es eine Übersicht der Geschichts- und ortschronistischen Aktivitäten gibt. Doch das MWFK offenbart zugleich seine Unkenntnis, was die Frage der Satzung für Ortschronisten sowie deren mögliche offizielle Berufung anbelangt. Alle, die sich fachlich damit befassen, empfehlen - aus verschiedenen Gründen - die offizielle Berufung von Ortschronisten und die Regelung ihrer Tätigkeit und finanziellen Unterstützung durch eine Satzung.

Frage 41:
Befasst sich ein Hochschullehrstuhl in Brandenburg mit dem brandenburgischen Chronikwesen?

Antwort 41:
Am Historischen Institut der Universität Potsdam ist nach einer jüngsten Lehrstuhlbesetzung der frühneuzeitliche Lehrstuhl auch mit der Betreuung der Landesgeschichte beauftragt worden. Dabei geht es um die brandenburgische Landesgeschichte in ihrer Gesamtheit, nicht vorrangig um die Ortsgeschichtsschreibung.

Das ist eine typische Beamtenantwort. Nichts zugeben, dafür sich mit Worthülsen aus der Verantwortung ziehen. Die Antwort hätte dagegen lauten müssen: NEIN.

Das vorstehende Phänomen zeigt sich auch bei der Antwort auf Frage 42.

Frage 42:
Wie wird in Brandenburg das Chronistentum gefördert?

Die korrekte Antwort wäre gewesen: So gut wie gar nicht. Doch das durfte man natürlich auf keinen Fall zugeben. Also die umständliche, aber die Frager überfordernde Antwortvariante gewählt.
Sie ist nicht falsch, enthält aber auch Halbwahrheiten bzw. lässt wesentliche Fakten weg, die für eine sachliche und wahrhaftige Beantwortung wichtig gewesen wären.

Antwort 42:
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur unterstützt seit 2005 die von der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv und dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte jährlich einmal in Potsdam durchgeführten „Tage der brandenburgischen Ortsund Landesgeschichte“ und seit 2013 die von den genannten Einrichtungen in einzelnen Landkreisen und historischen Landschaften jährlich durchschnittlich vier- bis fünfmal durchgeführten „Tage der brandenburgischen Orts- und Regionalgeschichte“.  Beide Veranstaltungsreihen sind dazu bestimmt, die fachliche Qualität der von interessierten und engagierten Laien betriebenen orts- und regionalgeschichtlichen Forschung durch Erläuterungen zu gewichtigen historischen Themen der Ortsgeschichtsschreibung und zu aussagekräftigen Archivbeständen als deren Quellengrundlage zu verbessern und die Gelegenheit zu fachlicher Diskussion und Gedankenaustausch zu geben. Wesentliche Tagungsbeiträge werden auf der Homepage des Brandenburgischen Landeshauptarchivs veröffentlicht, ein „Leitfaden für Ortschronisten in Brandenburg“ ist in diesem Rahmen herausgegeben worden, und aus ihm erwächst unter Verwertung der in den letzten gut zehn Jahren vorgelegten Einzelbeiträge derzeit ein umfassendes zweibändiges „Handbuch der brandenburgischen Ortsgeschichte“ als maßgebliches Hilfsmittel für wissenschaftlich arbeitende Ortshistorikerinnen und -historiker.

 

Mit dem Beschluss des Landtages vom 29. April 2021 wurde die nachfolgende Aufforderung an die Landesregierung erteilt:

...im Laufe des Jahres 2021 Ansprechpartner im Geschäftsbereich des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur zu benennen, die sich mit der Förderung und den Belangen der ehrenamtlich tätigen Ortschronisten, Heimatforscher, Denkmalpfleger und Bodendenkmalpfleger in Brandenburg befassen und diese in ihrer Tätigkeit unterstützen;

Wann und in welcher Form diese Aufforderung umgesetzt wird, ist unbekannt. Die Koordinierungsstelle hat als Anregung und Diskussionsgrundlage für die Organisation der künftigen Arbeit mit den Ehrenamtlern einen Strukturvorschlag entwickelt.


             

 

          

 

Die Linksfraktion des Landtages Brandenburg hatte in ihrem Änderungsantrag zu dem Antrag der Koalition u.a. die Frage der Organisation der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit im Land Brandenburg behandelt und die Aufnahme folgender Sachverhalte beantragt:

dafür Sorge zu tragen, dass auch die Landkreise, kreisfreien Städte sowie die Gemeinden für die Unterstützung der ehrenamtlichen Akteure sensibilisiert werden;

den Aufbau einer Koordinierungsstelle für die lokale und regionale Geschichtsarbeit an der Brandenburgischen Historischen Kommission in die Wege zu leiten und damit die Sicherung und den Ausbau einer Datengrundlage sowie die Koordination der organisatorischen Arbeit, beispielsweise zentraler Veranstaltungen, zu gewährleisten.

 

Der Antrag wurde mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktionen abgelehnt.


Ohne eine finanzielle Ausstattung sind der Aufbau und die Arbeit einer "Koordinierungsstelle Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" für das Land Brandenburg nicht machbar. Als Beispiel, wie es in den Nachbarbundesländern seit Jahrzehnten praktiziert wird, soll hier nur auf Sachsen und Sachsen-Anhalt eingegangen werden.

 

SACHSEN

Das Land Sachsen verfügt für die Betreuung der Heimatforschung bzw. Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit über:

Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV), Sitz Dresden

Sächsisches Landeskuratorium Ländlicher Raum e.V.

Das ISGV gehört zum Bereich des Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. Das Sächsische Landeskuratorium Ländlicher Raum e.V. (SLKLR) zum Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft.

Im Entwurf des Doppelhaushalts 2021/2022 sind für beide Einrichtungen folgende Mittel eingeplant.

Einzelplan 12 Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
12 03 Allgemeine Bewilligungen (S. 80 und 82)

ISGV                     1.448,3 T€ (2021)                            1.477,1 T€ (2022)

Quelle: https://www.finanzen.sachsen.de/download/EP12_RegE.pdf

 

Einzelplan 09 Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft
0903 Allgemeine Bewilligungen (S. 82)

SLKLR                    132,8 T€ (2021)                                126,2 T€ (2022)

Quelle: https://www.finanzen.sachsen.de/download/EP09_RegE.pdf

Dazu auch: https://www.slk-miltitz.de/heimatforschung.html.

 

SACHSEN-ANHALT

Das Land Sachsen-Anhalt verfügt über den Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.  und baut seit 2020 ein Institut für Landesgeschichte Sachsen-Anhalt auf.

Im Haushaltsplan für die Haushaltsjahre 2020 und 2021, Einzelplan 17 Staatskanzlei und Ministerium für Kultur – Kultur sind ausgewiesen für:

Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. (Ausgaben)

2021      583.900 €

502.700 € werden davon allein für die 8 Personalstellen ausgegeben.

Quelle:
https://mf.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MF/Dokumente/Haushalt/HHPL_2020_2021/Einzelplan_17_Staatskanzlei_und_Ministerium_fuer_Kultur_Kultur.pdf (S. 45)

 

Institut für Landesgeschichte Sachsen-Anhalt

2021      538.900 €

Die einzelnen Positionen für die Teilgruppe 66 „Landesgeschichte“ sind im Haushaltsplan für die Haushaltsjahre 2020 und 2021, Einzelplan 17 Staatskanzlei und Ministerium für Kultur – Kultur auf den Seiten 86 und 87 ausgewiesen.

Quelle:

https://mf.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MF/Dokumente/Haushalt/HHPL_2020_2021/Einzelplan_17_Staatskanzlei_und_Ministerium_fuer_Kultur_Kultur.pdf

 

Neben den oben aufgeführten Instituten und Vereinen gibt es in beiden Bundesländern zusätzlich eine Historische Kommission:

Sachsen

https://www.saw-leipzig.de/de/ueber-die-akademie/kommissionen/historische-kommission

Sachsen-Anhalt

https://www.historische-kommission-fuer-sachsen-anhalt.de/.

 

Brandenburg

Der Haushaltsplan 2019/20 wurde bereits ausführlich ausgewertet und das Ergebnis auf dieser Seite dargestellt.

Im Haushaltsplan 2021, Band VI, Einzelplan 06 und Einzelplan 6a Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, wird man weder unter dem Begriff "Geschichte" noch unter "Landesgeschichte" fündig. Auch der Begriff "Ehrenamt" ist nicht vorhanden.

 

Die Fraktion BVB/Freie Wähler des Landtages Brandenburg hatte in ihrem Entschließungsantrag zu dem Antrag der Koalition die Frage der Finanzierung der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit im Land Brandenburg behandelt und die Annahme folgender Sachverhalte beantragt:

Die Landesregierung wird aufgefordert,

1. für eine Förderung der ehrenamtlich tätigen Ortschronisten, Heimatforscher, Denkmalpfleger und Bodendenkmalpfleger in Bezug auf ihre technische Ausstattung eine Förderrichtlinie für Fördermaßnahmen ab 2022 zu erstellen,

2. auf der Grundlage der Förderrichtlinie ab dem Haushaltsjahr 2022 finanzielle Mittel in den Landeshaushalt einzustellen.

 

Der Antrag wurde mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktionen abgelehnt.


Es existiert im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg keine Datenbank, in der die ehrenamtlich Geschichtsarbeit leistenden Personen und Vereine erfasst sind. Alle Zahlen, die dazu aus dem Ministerium kommen, sind deshalb mit größter Skepsis aufzunehmen.

Dr. Volker Punzel führte im Jahr 2005 in allen Landkreisen und kreisfreien Städten sowie in den einzelnen Städten, Gemeinden, Dörfern und Ortsteilen eine Umfrage durch, um eine erste Übersicht für das gesamte Land zu erstellen. Diese bildet - immer wieder aktualisiert - bis heute die Adressengrundlage für die Arbeit des Netzwerks "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg".

Sie ist solideste und ausführlichste Datenbank zu diesem Kreis von Einzelpersonen und Vereinen. Aber auch nicht vollständig. Es gab und gibt keine Veränderungsmeldungen von den Verwaltungen der Landkreise und kreisfreien Städte. Viele der 2005 erfassten Personen sind inzwischen verstorben oder mussten ihre Tätigkeit aus verschiedenen Gründen - u. a. Krankheit, finanzielle Probleme, Wegzug - aufgeben. Auch darüber gab es keine Rückmeldungen.

Alle Versuche, an dieser Situation scheiterten an dem von oben (Ministerium) nach unten (Kreisverwaltungen bzw. Stadtverwaltungen) zu verzeichnenden Desinteresse bzw. Sorglosigkeit gegenüber dieser wichtigen statistischen Datenbankarbeit. Die solidesten Übersichten gibt es im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Aber auch diese sind unvollständig.

2019 entwickelte Dr. Volker Punzel ein Meldeformular, um die Erfassung auf eine solidere Grundlage zu stellen. Parallel dazu führt er aktuell eine Umfrage durch, wie sie bereits 2005 erfolgte, um die Daten für die "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" zu aktualisieren.

Die letzten Aktivitäten waren und sind mit der Hoffnung verbunden, dass sich die Landesregierung und vor allem das für die "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" im Land zuständige Kulturministerium endlich dazu durchringen, können diesen ehrenamtlichen Tätigkeitsbereich offiziell anzuerkennen und die dort seit 2004 ehrenamtlich auf Landesebene geleistete Arbeit zu unterstützen.

Dann wären wir auch in der Lage, der Öffentlichkeit solide Zahlen über die im Land Brandenburg ehrenamtlich Geschichtsarbeit leistenden Personen und Vereine zu bieten. Des Weiteren ließe sich auch der Zustand beenden, dass die Landesregierung und die Verwaltungen der Kreise und kreisfreien Städte immer - wenn  sie meinen, die ehrenamtlichen Geschichtsforscher benutzen zu wollen - nur die ihnen gerade bekannten Personen und Vereine berücksichtigt und nicht alle - wie es sich in einer demokratisch verfassten Gesellschaft gehören würde.


Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg verweist immer wieder auf seine Unterstützung für die Weiterbildung der ehrenamtlich wirkenden Geschichtsforscherinnen und -forscher.

Seit 2005 wurde jährlich Geld zur Verfügung gestellt für die Organisation des "Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte". Zugute kam es der Brandenburgischen Historischen Kommission, wo über die Verwendung der Mittel entschieden wurde.
Wie das Geld konkret verbraucht wurde, erfuhren weder der Koordinator "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg" und Projektleiter für den Tag der Brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte noch jene im Land, die keine Kraft und nicht ausreichend Geld hatten, um nach Potsdam zu kommen und die deshalb vor Ort weitergebildet werden sollten.

Zur Behebung dieses Mangels und mit dem Ziel der Herstellung von mehr Transparenz bei der Verwendung der Fördergelder unterbreitete der Projektleiter für den Tag der Brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte am 7. November 2016 einen Vorschlag für ein System der Weiterbildung für die Ortschronisten sowie Heimat- und Geschichtsvereine.

Eine Antwort darauf erhielt er nicht.

Das Konzept hat von seiner Aktualität nichts verloren.

 


Mit jedem Forschungsergebnis der ehrenamtlich tätigen Geschichtsforscher und Geschichtsvereine entsteht ein Wert - ideell und materiell. Der materielle Wert vervielfacht sich, wenn die Bedeutung des Forschungsergebnisses erkannt und für die Praxistätigkeit genutzt wird.

Bereits 2015 hatte die Geschichtsmanufaktur Potsdam den Versuch unternommen, diesen Sachverhalt in einer organisatorischen Gestalt zu veranschaulichen. Verwendet wurde dafür der Begriff "Tourismus-Kultur-Geschichts-Wirtschaft" (TKG-Wirtschaft).

 
Dieses Potenzial wurde bis heute nicht genutzt. Stattdessen wurden und werden Jahr für Jahr große Summen von Landesmitteln in nicht sehr erfolgreichen Projekten verschleudert.
Versuche, mit der bei der Staatskanzlei - in Konkurrenz zur Tourismus Marketing Brandenburg GmbH - geschaffenen Abteilung Landesmarketing, darüber ins Gespräch zu kommen, wurden von dieser immer erfolgreich abgewehrt.

Ganz nach dem Motto: Der einfache Bürger kann und darf keine klugen Gedanken, und schon gar nicht Vorschläge, haben.