Mit dem Ende der DDR verschwand vieles, was es wert gewesen wäre, bewahrt zu werden. Die Abwickler der DDR verhielten sich damals aber so, wie es W. I. Lenin in seiner Arbeit „Staat und Revolution“ beschrieben hatte. Doch sie bauten nicht Neues auf, sondern übernahmen fast 1:1 die Struktur des alten Staates BRD. Doch, leider nicht vollständig. Sonst wären die ehrenamtlich im Land Brandenburg als Privatpersonen oder organisiert in Vereinen tätigen Geschichtsforscher/innen nicht gezwungen, über 30 Jahre nach dem Neuaufbau des Landes Brandenburg noch immer um ihre offizielle Anerkennung unter dem Begriff „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit“ zu ringen.

1950/1990 Orts- und Heimatgeschichtsforschung in der DDR
30.07.1990 Gründung Museumsverband Brandenburg

03.10.1990

Neugründung des Landes Brandenburg

15.12.1990

Gründung Landesheimatbund Brandenburg

20.08.1992

Verfassung des Landes Brandenburg

03.06.1993 Drucksache 1/2477
Antwort auf die Große Anfrage 18 der Fraktionen von CDU, FDP und Bündnis
„Situation der kulturellen Infrastruktur und der Künstlerinnen und Künstler im Land Brandenburg“
1995/1996  Landesheimatbund Brandenburg befindet sich in einer Existenzkrise.
Als Rumpfverein setzt er seine Tätigkeit unter Leitung von Gerd-H. Zuchold fort.
März 1996  Grundsatzpapier des Ministers für Wissenschaft, Forschung und Kultur
20.11.1996  Gründung der Brandenburgischen Historischen Kommission e. V.
28.07.1997  Drucksache 2/4306
Antwort auf die Große Anfrage 19 der PDS-Fraktion „Zur Situation der Kultur im Land Brandenburg.
29.07.1997  Drucksache 2/4307
Bericht der Landesregierung „Zur Bewahrung der Substanz der Kultur in Brandenburg

1998  Gründung der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB)

28.08.2000  Drucksache 3/1585
Antwort auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Werner Firneburg (DVU) „Ostdeutsche Museen, Heimatstuben und Sammlungen in Brandenburg
05.04.2001  Drucksache 3/2528-B
Beschluss „Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg / Vorschlag für Prioritäten
2002 Gründung Kulturland Brandenburg e. V.
19.06.2002 Drucksache 3/4506
Konzeption der Landesregierung Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg. Vorschlag für Prioritäten(Kulturentwicklungskonzeption)
17.12.2003 Eröffnung Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam
28.05.2004 Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg – Bericht 2004
Herbst 2004 Beginn der landesweiten Koordinierung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit durch die Geschichtsmanufaktur Potsdam, Dr. Volker Punzel.
Die Arbeit erfolgt unentgeltlich und zu 100 Prozent in ehrenamtlicher Form. Eine Unterstützung durch offizielle Stellen des Landes Brandenburg gab es dafür zu keiner Zeit.
20.02.2005 1. Potsdamer Geschichtsbörse
06.11.2005 1. Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte
In dem nach jeder Veranstaltung verfassten Abschlussbericht wird durch Dr. Volker Punzel (Geschichtsmanufaktur Potsdam) ab 2006 immer wieder auf die Notwendigkeit einer Vernetzung der ehrenamtlich Geschichtsarbeit leistenden Personen und Vereine hingewiesen. Der Bericht geht an den Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und Vorsitzenden der Brandenburgischen Historischen Kommission, Prof. Dr. Klaus Neitmann, und an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Vorgetragen wird dieses Anliegen auch immer wieder der Leitung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) und von Kulturland Brandenburg.
Zu keiner Zeit gab es darauf von den genannten Adressaten eine Reaktion.
Dank soll in diesem Zusammenhang Marion Kuschke vom HBPG gesagt werden. Der Zusammenarbeit mit ihr ist es zu verdanken, dass „Potsdamer Geschichtsbörse“ und „Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ zu Erfolgen werden konnten. Als „Prellbock“ zur Führung ihres Hauses hatte sie in dieser Zeit viel zu leiden.
11.01.2009 Nr. 1 des Infobriefes für Geschichtsvereine und Ortschronisten
05.05.2009 Drucksache 4/7524
Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg. Bericht 2009
16.06.2009 Drucksache 4/7665
Antwort auf die Große Anfrage 46 der PDS-Fraktion „Kultur im Land Brandenburg
01.10.2009 Nr. 2 des Infobriefes für Geschichtsvereine und Ortschronisten
31.08.2010 Drucksache 5/1918
Antwort auf die Große Anfrage 2 der CDU-Fraktion „Ehrenamt“
05.11.2011 Nr. 3 des Infobriefes für Geschichtsvereine und Ortschronisten
2012 Veröffentlichung“ Kulturpolitische Strategie 2012
13.02.2014 Drucksache 5/8524
Antwort auf die Große Anfrage 31 der CDU-Fraktion „Situation und Zukunft der Kultureinrichtungen und der kulturellen Infrastruktur in Brandenburg
08.10.2014 Nr. 4 des Infobriefes für Geschichtsvereine und Ortschronisten
16.04.2015 Drucksache 6/1148
Antwort auf die Große Anfrage 2 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Kulturelle Bildung, Teilhabe und Partizipation
21.04.2015 Drucksache 6/1213
Antrag der AfD-Fraktion auf Aktuelle Stunde „Kulturelle Identität im Land Brandenburg stärken“ (Plenarprotokoll)
09.09.2015 Drucksache P-AWFK 6/10
TOP 5.1. „Bericht des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur zum Lehrstuhl für Landesgeschichte mit dem Schwerpunkt Brandenburg-Preußen
16.11.2017 Urkunde vom Deutschen Patent- und Markenamt über die Eintragung der Marke Nr. 30 2017 228 526 „Potsdamer Geschichtsbörse“ für den Inhaber Dr. Volker Punzel.
01.12.2017 Drucksache 6/7704
Antwort auf die Große Anfrage 26 der CDU-Fraktion „Heimat- und Brauchtumspflege
06.05.2018 Nr. 5 des Infobriefes für Geschichtsvereine und Ortschronisten
28.11.2019 Analyse „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg. Grundsätze und Festlegungen
16.01.2020 Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg zu Gesprächen im Landtag Brandenburg mit Julian Brüning (CDU) und Ludwig Scheetz (SPD) sowie Prof. Dr. Jürgen Angelow (Die Linke).
Anlass für die Einladungen in den Landtag war die Zusendung der Analyse vom 28.11.2019 an alle Fraktionen durch Dr. Volker Punzel.
Julian Brüning und der wissenschaftliche Mitarbeiter der CDU-Fraktion, Johannes Wendlinger, sagen Unterstützung für die vorgestellten Anliegen zu. Das Gespräch in der SPD-Fraktion endet unverbindlich, wie auch das mit der Fraktion Die Linke.
In einem langwierigen Arbeitsprozessund in engem Kontakt mit Wendlinger und Brüning entstehen die Grundzüge des Beschlusses, der am 29. April 2021 durch den Landtag angenommen werden wird.
21.04.2020 Antwortschreiben der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Manja Schüle (SPD), zum Thema „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit in Brandenburg“.
Eigentlich hatte der Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg bei einem Gespräch mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Ludwig Scheetz (SPD), um einen gemeinsamen Termin bei der neuen Kulturministerin gebeten. Er schlug zugleich vor, dass sich die Ministerin mit einer öffentlichen Erklärung an die ehrenamtlichen Geschichtsforscher und -forscherinnen im Land Brandenburg wendet und ihnen für die bisher geleistete Arbeit dankt sowie ihre Unterstützung zusagt.
Diese Erklärung konnte und wollte sie offensichtlich nicht abgeben. Jedenfalls gibt es sie nicht.
15.06.2020 Drucksache 7/1453
Antwort auf die Kleine Anfrage 455 der AfD-Fraktion „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit in Brandenburg
29.04.2021 Drucksache 7/3199
Antrag der Regierungskoalition „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg stärken und unterstützen“ wird angenommen.
12.05.2021 Ausschusssitzung Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landtages Brandenburg, TOP 4 „Einladung von Vertretern zur Vorstellung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit in Brandenburg“.
Die vom stellvertretenden Ausschussvorsitzenden, Ludwig Scheetz (SPD), vorgelegte Liste der einzuladenden Personen offenbart Unkenntnis der Thematik und drückt eine Haltung gegenüber der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit im Land aus, die im krassen Widerspruch zu den Aussagen in den früheren Grundsatzdokumenten des Landtages und der Landesregierung steht.
01.06.2021 Überarbeiteter Entwurf für die Ausschusssitzung Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landtages Brandenburg am 9. Juni 2021
Die Thematik „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg“ wurde zum TOP 1 hochgestuft. Waren anfänglich 25 Minuten für diesen TOP eingeplant (max. 7 Minuten für jeden der anfänglich vorgesehenen 4 Gesprächsteilnehmer), stehen nunmehr 85 Minuten zur Verfügung. Und es sind 6 Gesprächsteilnehmer.
Was die Auswahl der Teilnehmer an dem Fachgespräch anbelangt, hat sich trotz der daran geäußerten Kritik nichts geändert. Lediglich Prof. Dr. Klaus Neitmann wurde nunmehr einbezogen. Ansonsten handelt es sich in der Mehrzahl weiterhin um Personen, die sich in den vergangenen fast 20 Jahren nicht mit der landesweiten Betreuung der „Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit“ befasst hatten.
09.06.2021 Koordinator „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg“ nimmt seine Absage einer Teilnahme an der Ausschusssitzung zurück, nachdem seine Forderung nach Einbeziehung von Prof. Dr. Klaus Neitmann erfüllt wurde.
In seinen Redebeiträgen kritisiert er, dass überwiegend Personen als Berichterstatter zu der Sitzung eingeladen wurden, die nie etwas mit dem Netzwerk „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg“ zu tun hatten und auch nichts zu tun haben wollen. Sie erfüllen aber den ihnen vom MWFK und seinen Partnern im Landtagsausschuss zugedachten Auftrag, die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit zwar zu erwähnen, sie in ihrer Bedeutung aber abzuwerten. Am deutlichsten brachte das die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Land Brandenburg, Dr. Susanne Köstering, zum Ausdruck. Sie sprach sich gegen die im Beschluss vom 29. April 2021 aufgestellte Forderung nach Einsetzung eines Beauftragten für die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit beim MWFK als unnötig aus.
Fazit: Die Ausschusssitzung war, vor allem seitens der Vertreter der Regierungskoalition, eine mehr gegen den Landtagsbeschluss vom 29. April 2021 gerichtete als eine sich für ihn aussprechende und Festlegungen zu seiner Umsetzung festlegende.
November Mit Datum 8. Oktober 2021 wird das Protokoll der Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur vom 9. Juni 2021 an die Ausschussmitglieder ausgereicht. Ob das Protokoll auf der Ausschusssitzung am 25. Oktober oder am 10. November 2021 beraten und bestätigt wurde, ließ sich nicht herausfinden.
17.12.2021 In seiner Sitzung befasst sich der Landtag Brandenburg im Rahmen der 3. Lesung des Haushaltsplanes für das Jahr 2022 u. a. mit dem Einzelplan 06 Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Dazu lagen Änderungsanträge der Fraktionen BVB/Freie Wähler und AfD vor. Sie forderten, die „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit“ im Haushalt zu beachten und finanziell auszustatten; BVB/Freie Wähler 100.000 Euro und AfD 350.000 Euro.
In den Sitzungen des Haushaltsausschusses am 22. und 24. November 2021 waren ihre Anträge jedoch bereits von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke abgelehnt worden. Weshalb sie nun ebenfalls keine Beachtung mehr für den Haushalt fanden.
 Febr. 2022  Das „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ versendet – unter Umgehung des Koordinators Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg und Initiators sowie Organisators der „Potsdamer Geschichtsbörse“ von 2005 bis 2019 – an Mitglieder des Netzwerkes Einladungen für eine Veranstaltung mit dem Titel „Potsdamer Geschichtstreff“. Darin wird behauptet, die Tradition der Geschichtsbörse fortsetzen zu wollen.
Das ist eine Täuschung der angeschriebenen Vereine und Personen. In Wirklichkeit geht es offenbar darum, dem MWFK eine Veranstaltung zu liefern, die es gegenüber dem Landtag als Alibi für den Fall nutzen kann, wenn nach dem Stand der Umsetzung des Beschlusses vom 29. April 2021 gefragt werden würde.
 29.04.2022 Der Sprecherrat des Netzwerks „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg“, vertreten durch den Koordinator des Netzwerks, fordert in einer Erklärung aus Anlass des 1. Jahrestages der Annahme des Landtagsbeschlusses „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg stärken und unterstützen" vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) die Einberufung einer Vollversammlung der ehrenamtlich im Land Geschichtsarbeit leistenden Personen und Vereine.
Weiterhin fordert er die Einstellung der gegen die demokratischen Arbeitsprinzipien des Netzwerkes gerichteten Aktivitäten des dem MWFK unterstehenden Hauses der Brandenburgisch-Preußi­schen Geschichte (HBPG).
Die Erklärung wurde an alle Fraktionen des Landtages sowie an die im Land Brandenburg überregional tätigen Medien versandt.

Als einzige Landtagsfraktion bestätigt die der AfD telefonisch den Erhalt der Erklärung und kündigt an, diese im Landtag zu unterstützen. Von allen anderen Fraktionen sowie von den angeschriebenen Medien gibt es – eigentlich wie immer – keine Reaktion. Vielfach wurde die Erklärung eher in den virtuellen Papierkorb befördert!
An dem Schweigen hat sich auch bis zum 08. Mai 2022 nichts geändert.

Damit wird eindeutig zum Ausdruck gebracht, was die Fraktionen der Regierungskoalition und mehrheitlich auch die der „Opposition“ von der Demokratie halten. Bemühungen, sich entsprechend der demokratischen Spielregeln zu verhalten, erteilten und erteilen sie durch vollständiges Ignorieren eine Abfuhr und leisten einen Beitrag, bislang positiv der Demokratie gegenüberstehender und sachlich auftretender Menschen, in die Arme radikaler Gruppierungen zu treiben.
Es ist zugleich eine Missachtung einer sehr großen Gruppe von Menschen, die seit Jahrzehnten unentgeltlich für das Land Brandenburg tätig sind sowie eine grobe Missachtung der demokratischen Spielregeln, indem Regierungskoalition und die Fraktion Die Linke den Beschluss vom 29. April 2021 ignorieren.

 

Text aus dem Anschreiben an die ehrenamtlich im Land Brandenburg Geschichtsarbeit leistenden Personen und Vereine zur Erklärung vom 29. April 2022:

„Aus Anlass des 1. Jahrestages des am 29. April 2021 vom Landtag angenommenen Beschlusses „Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg stärken und unterstützen“ übersende ich Ihnen die im Anhang zu findende und vor dem Versand an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie die Fraktionen des Landtages befindliche Erklärung.

Aktuell konzentriert die Politik im Bund und im Land ihre Kräfte und die Finanzen auf die Themen Corona und Krieg in der Ukraine. Dennoch kann es nicht sein, dass damit die vor fast 20 Jahren geschaffene und über diese Jahre vor allem ehrenamtlich erfolgreich tätig gewesene, u. a. mit der „Potsdamer Geschichtsbörse“ sowie dem Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte, Verbindung zwischen den Heimat- und Geschichtsvereinen und den Ortschronistinnen und Ortschronisten geopfert wird.

Das müssen wir verhindern. Zugleich geht es darum, dass die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg endlich einen Titel im Landeshaushalt erhält und ihre Tätigkeit mit Landesmitteln unterstützt wird.

Seit Jahrzehnten tragen Sie mit Ihrer Arbeit dazu bei, dass die Menschen dieses Landes sich mit Brandenburg verbunden fühlen. Seit Jahrzehnten leisten Sie damit einen Beitrag im Kampf gegen das Entstehen und die Ausbreitung radikaler Erscheinungen. Seit Jahrzehnten leisten Sie einen Beitrag zur Bewahrung und Stärkung der Demokratie im Land Brandenburg.

Nach dem langjährigen Wirken für die Menschen im Land Brandenburg ist es an der Zeit, dass dies auch die entsprechende Anerkennung findet.“

 

 


Pressemitteilung zur Gründung des Landesheimatbundes Brandenburg vom 11. Dezember 1990

Anknüpfend an die demokratische humanistische deutsche Heimatschutzbewegung gründete sich in Anwesenheit des brandenburgischen Landtagspräsidenten, Herrn Dr. sc. Herbert Knoblich und des Stadtpräsidenten von Potsdam, Herrn Dr. Helmut Przybilski, am Sonnabend, dem 15. Dezember 1990, 10.30 Uhr, im Plenarsaal des Magistrats der Stadt Potsdam, Friedrich-Ebert-Straße 79/81, der

 L a n d e s h e i m a t b u n d  B r a n d e n b u r g.

Er folgt damit Traditionen, wie sie in den alten Bundesländern in fruchtbringender Weise gepflegt wurden und werden.
Der Landesheimatbund Brandenburg ist nach Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt die vierte Zusammenführung von heimatpflegerischen Initiativen und Interessen auf Landesebene, so u.a. im Natur- und Landschaftsschutz, der Denkmalpflege, der Heimatgeschichtsschreibung, der Bewahrung von Sitten und Bräuchen einschließlich der Pflege von Mundarten, der Heimatdichtung und des Heimatliedes sowie von Festen und Feiern.
Der  L a n d e s h e i m a t b u n d  B r a n d e n b u r g  versteht sich als Partner für die bereits vielerorts wiedererstandenen lokalen und regionalen Natur-, Heimat- und Traditionsvereine sowie für Fachgesellschaften und Institutionen, die sich der Heimatpflege auf den verschiedenen Gebieten widmen.
Er ist zugleich der Interessenvertreter seiner Mitglieder gegenüber der Landesregierung, deren Partner der Landesheimatbund in Legislative und Exekutive sein will.

Fachorgan der Landesheimatpflege wie auch Mittler zwischen den Mitgliedern des Landesheimatbundes wird die erstmals am 15.12.1990 erscheinende Zeitschrift " D I E  M A R K  B R A N D E N B U R G“ sein, die im Lucie Großer Verlag Berlin-Friedrichshagen erscheint. Die Altverlegerin kandidiert zugleich für die Präsidentschaft im Landesheimatbund.
Des weiteren haben sich für die Mitarbeit im Vorstand u.a. zur Verfügung gestellt:
Herr Oberkonsistorialrat i. R. Reinhard Becker sowie Herr Archivar Max-Ottokar Kunzendorf als Vertreter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg,
Herr Dr. phil. Gebhard Falk vom Archivverband Brandenburg,
Frau Gundela Suter von den „Natur- und Heimatfreunden Groß Schönebeck/Schorfheide Verein e.V.
Herr Generalkonservator a. D. Prof. Dr. Ludwig Deiters,
Herr Dieter Kukla vom Heimatgeschichtlichen Verein Angermünde;
Herr Forstingenieur Bernd Sögding vom Bund deutscher Forstleute Brandenburg.

Sein Erscheinen zur Gründungsveranstaltung hat ebenfalls Herr Gustav Büchsenschütz, hochbetagter Textdichter und Komponist des Liedes „Märkische Heide“ (Steige hoch, du roter Adler...) zugesagt, der seine Schöpfung in der Interpretation eines Posaunenchores aus Babelsberg, in dem auch der Stadtpräsident mitwirkt, selbst dirigieren wird.

 

Die Gründung des Landesheimatbundes Brandenburg (LHB) fand breite Resonanz in Presseveröffentlichungen. Neben den in der Pressemitteilung angekündigten Personen waren zur Gründungsversammlung noch gekommen: Edwin Zimmermann, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (SPD) und Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen. Finanzminister Klaus-Dieter Kühbacher (SPD) hatte sich entschuldigen lassen, aber seine Bereitschaft erklärt, als Kassenprüfer für den Verein zu wirken. Rund 100 Personen waren insgesamt bei der Vereinsgründung zugegen.
Lucie Großer wurde als Präsidentin des Landesheimatbundes gewählt. Als Vizepräsidenten Gundela Suter, und Reinhard Becker. Vorstandsmitglieder waren Gebhardt Falk, Dr. Hans-Joachim Schreckenbach, Dr. Gerd-H. Zuchold (Ferdinand von Quast-Gesellschaft), Prof. Dr. Ludwig Deiters und Ernst Wipprecht (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege) sowie Bernd Sögding.

 

Am 19. Oktober 1991 traf sich der Landesheimatbund Brandenburg im Heimatmuseum (Burg) Beeskow.

Am 19.10.91 fand die 1. Mitgliederversammlung des LHB in Beeskow statt. Durch die amt. Präsidentin, Frau Lucie Großer, wurde die Mitgliederversammlung eröffnet und Herr Gustav Büchsenschütz zum Ehrenmitglied gewählt.
Von der Trachtengruppe des Spreewaldmuseums Lübbenau wurden traditionelle Gesänge der sorbischen Region dargeboten.
Im Anschluß richteten zahlreiche Vertreter des öffentlichen Rechts und von Vereinen Grußworte an die Versammlung. Als erster Redner betonte Herr Nocon, vom Westfälischen Heimatbund, daß Brandenburg der engste Mitstreiter auf dem Weg in ein geeintes Europa sei. Vom Minister für Natur-, Umweltschutz und Raumordnung, Herr M. Platzeck, wurden Grüße von Herrn Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe überbracht. Im Vordergrund der Ausführungen des Prinzen E. v. Anhalt, Präsident des Heimatbundes Sachsen-Anhalt, standen die enge Zusammenarbeit zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg, um übergreifende Maßnahmen partnerschaftlich lösen zu können.
Frau Großer schilderte danach im Tätigkeitsbericht die äußerst angespannte Finanzlage des LHB. Aus diesem Grunde war eine flächendeckende Arbeit mit allen Mitgliedern nicht gewährleistet. Durch die engagierte ehrenamtliche Tätigkeit weniger Vorstandsmitglieder konnten doch einige Projekte bearbeitet werden.
Da vom zuständigen Finanzamt, auf Grund der am 15.12.90 verabschiedeten Satzung, keine Gemeinnützigkeit erteilt werden konnte, machten sich Satzungsänderungen erforderlich. Diese wurden von der Mitgliederversammlung gebilligt. In den Vorstand wurden gewählt: Frau Lucie Großer / Herr Dr. Gerd-H. Zuchold / Frau Westermann-Lammers / Herr Horst Kalesky / Herr Thomas Woelk / Herr Hans-Joachim Rieseberg / Herr Bernd Maether / Herr Dr. Siegfried Griesa / Herr Ernst Wipprecht / Herr Dr. Gebhard Falk / Frau Dr. Ute Schwarzzenberger.
Von der neugewählten Präsidentin, Frau Lucie Großer, wurde das Schlußwort gehalten.
(Quelle: Die Mark Brandenburg, Heft 4/1991, S. 41)

 

Die in dem Bericht angedeuteten Probleme vertieften sich in folgenden Jahren.
Die finanzielle Situation verbesserte sich nicht. Gerd H. Zuchold verdrängte Lucie Großer aus der Führungsfunktion und übernahm die Präsidentschaft. Seine Versuche, sich mit Hilfe des Patenvereins des LHB, des Westfälischen Heimatbundes e.V., persönlich zu profilieren und seine finanzielle Situation zu verbessern, führte zum Rückzug von Vorstandsmitgliedern aus der Vereinsarbeit.
Zu einer offiziellen Auflösung des Landesheimatbundes Brandenburg kam es nicht. Aus Mangel an dafür zuständigen Personen. So dass die Tätigkeit des Vereins 1995/96 einschlief. Von Zuchold verfasste Publikationen brachte er trotzdem unter dem Sammelbegriff „Schriften des Landesheimatbundes Brandenburg e.V. zur Architektur- und Kulturgeschichte im Brandenburgischen“ heraus. 1998 trat er persönlich als Landesheimatbund Brandenburg e. V. auf, als er das Buch „Schlösser und Herrenhäuser. Baugeschichte und Familienhistorie zu Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ veröffentlichte. Weitere Publikationen erschienen als Schriften des Landesheimatbundes Brandenburg noch bis 2001. Gerd-H. Zuchold verstarb am 28. Januar 2011. Lucie Großer war bereits am 12. März 1997 verstorben.

Vom Amtsgericht Potsdam erfolgte die Löschung „Landesheimatbund Brandenburg e. V.“, Sitz Potsdam, unter der Eintragung VR 1945 und vom Amtsgericht Frankfurt (Oder), „Landesheimatbund Brandenburg (LHB) e. V.“, Sitz Erkner, unter der Eintragung VR 2720. Das Jahr der Löschung ließ sich online nicht ermitteln.
Einige wenige Dokumente zur Geschichte des Landesheimatbundes Brandenburg sind für die Jahre 1990 bis 1992 im Brandenburgischen Landeshauptarchiv zu finden.

 

In den offiziell zugänglichen Dokumenten der Landesregierung und des Landtages fand die Existenz des Landesheimatbundes Brandenburg keine Wiederspieglung. Möglicherweise auch deshalb nicht, weil in Form des von Nordrhein-Westfallen aus gesteuerten Aufbaus des Vereins „pro Brandenburg“ eine Art Gegenspieler entstanden war und ab 1996 die Brandenburgische Historische Kommission Teile der Arbeitsinhalte des LHB fachlich bearbeitete.


Sind die ehrenamtlich wirkenden Geschichtsforscher/innen und Heimat- und Geschichtsvereine sowie Heimatstuben und kleine private Museen Teil der kulturellen Infrastruktur des Landes Brandenburg?

Die Aussagen der Landesregierung in der Antwort auf die Große Anfrage 18 der Fraktionen von CDU, FDP und Bündnis „Situation der kulturellen Infrastruktur und der Künstlerinnen und Künstler im Land Brandenburg“ (Drucksache 1/2477) zeigen auf, wie sie mit der Antwort darauf bereits damals umging.

Artikel 34 der Landesverfassung verpflichtet Land,Landkreise und Gemeinden, das kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes zu fördern und den Einwohnern die Teilnahme am kulturellen Leben sowie den Zugang zu den Kulturgütern zu ermöglichen.

Bei der Definition des Begriffs „Kulturförderung“ wurde dies eingegrenzt: Sie umfasst die Förderung des individuellen künstlerischen Schaffens ebenso wie die Förderung von Einrichtungen,die die Ergebnisse dieses Schaffens und des bereits Geschaffenen vermitteln.“

Was daraus folgt, verdeutlicht die Antwort auf die Frage 49.

Frage 49:
Inwieweit sieht es die Landesregierung als ihre Aufgabe an, die Heimatpflege,die Tierparks, die Schausteller sowie Zirkusse und Artisten in ihrer Kulturförderung einzubeziehen?

Antwort:
Die Landesregierung verkennt keineswegs die Identität stiftende und Orientierung gebende Rolle der Heimatpflege, gerade in Zeiten, die von Umbruch und Strukturwandel geprägt sind. Wegen des meist nur lokalen Wirkungskreises der Heimatpflege muß sich die Landesregierung jedoch zwangsläufig auf die Förderung modellhafter und strukturbildender Projekte beschränken.

Weder hier noch auf den anderen Seiten der 100 Seiten umfassenden Antwort wird einmal der Landesheimatbund Brandenburg erwähnt. Dabei hatte sich dieser gerade die Aufgabe gestellt, Heimatpflege nicht nur lokal wirken zu lassen. Und hatten Minister der Landesregierung wie auch der Ministerpräsident der Führung des Landesheimatbundes nicht die Unterstützung der Landesregierung zugesichert?


In seiner Antwort auf die Große Anfrage 19 der PDS-Fraktion „Zur Situation der Kultur im Land Brandenburg“ vom 28. Juli 1997 (Drucksache 2/4306) lieferte Steffen Reiche, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur (SPD), folgende Informationen:

Frage 75:
Welche lokal oder regional tätigen Heimatpflegevereine gibt es im Land Brandenburg? Welche Unterstützung erfahren diese durch die Landesregierung? Welche Konzeption verfolgt die Landesregierung in diesem Zusammenhang?

Antwort:
Den Themen der Heimatpflege widmen sich viele unterschiedliche Vereine und Gruppen, die zum großen Teil dem Landesheimatbund Brandenburg angehören, zum Teil aber auch anderen Verbänden, wie dem Kulturbund oder nur lokal organisiert sind. Über einen Gesamtüberblick über die im Bereich Heimatpflege tätigen Vereine hat die Landesregierung nicht. Die Landesregierung fördert die Tätigkeit von Heimatpflegevereinen grundsätzlich nicht aus Mitteln der Kulturförderung, da diese Aufgabe wegen ihres Charakters den Kommunen zuzuordnen ist. In Einzelfällen werden landesweite Aktivitäten der Heimatpflege gefördert. So beabsichtigt der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Jahre 1997 aus seinen Lotto-Mitteln die Förderung eines Internet-Projektes des Landesheimatbundes.

Wichtig ist die Aussage, dass die Landesregierung keinen „Gesamtüberblick über die im Bereich Heimatpflege tätigen Vereinehat. Die Informationen zum Landesheimatbund müssen dem zugeordnet werden. So geht er davon aus, dass die vielen unterschiedlichen Vereine und Gruppen zum großen Teil dem Landesheimatbund Brandenburg angehören. Er verweist auch auf ein Internet-Projekt des Landesheimatbundes, dass 1997 aus Lotto-Mitteln gefördert werden solle.
Reiche und sein Ministerium konnten sich darauf verlassen, dass die Landtagsabgeordneten noch weniger Wissen über die Situation auf dem Gebiet der Heimatpflege und im Landesheimatbund Brandenburg hatten.

Im Bericht der Landesregierung „Zur Bewahrung der Substanz der Kultur in Brandenburg“ vom 29. Juli 1997 (Drucksache 2/4307) wird die Heimatpflege mit keinem Wort erwähnt.

Am 5. April 2001 fasste der Landtag den Beschluss „Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg / Vorschlag für Prioritäten“ (Drucksache 3/2528-B). Am 19. Juni 2002 lag die Konzeption der Landesregierung Bestandsaufnahme Kultur im Land Brandenburg. Vorschlag für Prioritäten“ (Kulturentwicklungskonzeption)“ (Drucksache 3/4506) vor. 
Unter Punkt 1 heißt es in dem Beschluss vom 5. April 2001:

Die Bestandsaufnahme soll die kulturellen und soziokulturellen Einrichtungen, öffentliche und private Kunst- und Kultureinrichtungen, Vereine, Gruppierungen, Initiativen und Künstler enthalten, so dass eine spartenorientierte und regional differenzierte Darstellung der kulturellen Infrastruktur erreicht wird. Sie soll die vom Land geförderten künstlerischen und kulturellen Aktivitäten erfassen, aber auch Probleme, Chancen und Perspektiven in diesem Bereich aufzeigen.

Ergänzend kommt unter 5. hinzu:

Die Bestandsaufnahme soll auch die Kulturstiftungen berücksichtigen und diese einer kulturpolitischen Beurteilung unterziehen. Dies gilt insbesondere für die Stiftungen Brandenburgische Gedenkstätten und Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, für die Stiftungen Neuzelle und Park und Schloss Branitz und das Wirken der Stiftung für das sorbische und wendische Volk.


Das am 19. Juni 2002 vorgelegte Ergebnis entspricht dem Beschluss. Heimatpflege und ehrenamtliche Geschichtsarbeit – Teil der kulturellen Infrastruktur Brandenburgs – kommen darin nicht vor. Auf Seite 67 wird lediglich festgestellt:

Durch ein in den letzten Jahren erheblich gestiegenes Interesse an der Regional- und Ortsgeschichte, das u. a. durch zahlreiche Neu- oder Wiedergründungen von Geschichtsvereinen dokumentiert wird, erreichen die kommunalen Archive ein erheblich breiteres Publikum.

 

In der Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg - Bericht 2004 vom 28. Mai 2004 wird dieser Zustand beibehalten. Auf S. 18 heißt es jedoch:

Das BLHA wird erstmals im Jahr 2004 eine Tagung zur brandenburgischen Ortsgeschichte durchführen und hierbei die Ortschronisten qualifizierend beraten.

Die Tagung konnte 2004 nicht durchgeführt werden, weil das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA), wie auch das Kulturministerium, keine Übersicht darüber hatten, wen sie zu einer derartigen Veranstaltung einladen könnten.

 

Im Bericht 2009 zur Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung Brandenburg (Drucksache 4/7524) vom 5. Mai 2009 heißt es auf S. 29:

Rund ein Drittel der Brandenburger engagiert sich ehrenamtlich, viele davon in der Kultur. Hier eröffnet sich ihnen ein Raum für das Erproben und Entdecken eigener Fähigkeiten und Talente, für kreatives Experimentieren und für Arbeiten in einer Gemeinschaft. Wer sich in kulturellen Einrichtungen, für kulturelle Projekte oder das historische Erbe engagiert, übernimmt Verantwortung - auch für andere Menschen. Dafür „entlohnt“ Erfolg, Anerkennung, das Gefühl gebraucht zu werden und eine Vielzahl lebendiger, oft neuer Kontakte zu anderen Menschen. In vielen Fällen lassen sich so auch eigene Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern.

Weiter auf S. 30 f.:

Die zahlreichen Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine leisten auf ehrenamtlicher Basis einen bemerkenswerten Beitrag zur Dokumentation und Erforschung der Regional- und Ortsgeschichte. Ihre Leistungen sind darüber hinaus wichtig für die Identifikation der Bewohner mit ihrer Heimat und ermuntern zur aktiven Mitgestaltung. Die Landesregierung unterstützt ihre Arbeit durch Angebote zur fachlichen und methodischen Qualifizierung und fördert ihre Vernetzung. Zu diesem Zweck und in Anerkennung des herausragenden Engagements der Ortschronisten hat das Land den „Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ ins Leben gerufen, der seit 2005 jährlich im Herbst durchgeführt wird. Die Tagung in Potsdam, die sich jeweils einem anderen Schwerpunktthema der Ortsgeschichte widmet, findet landesweit großen Zuspruch und hat bereits zu regionalen Folgeveranstaltungen in den Landkreisen geführt.

Richtig war, dass die Landesregierung nunmehr die fachliche und methodische Qualifizierung der Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine unterstützte. Aber von einer Förderung ihrer Vernetzung durch die Landesregierung konnte keine Rede sein. Doch darüber wollte niemand reden oder es fehlte einfach die Kenntnis über die reale Situation.

Ein „Schmücken mit fremden Federn“ ist die folgende auf S. 45 zu findende Aussage:

Einen besonderen Schwerpunkt der Arbeit des HBPG bildet die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Vereinen und Initiativen zur Erforschung und Erschließung der Landes- und Regionalgeschichte. Insbesondere die Geschichtsbörse am Neuen Markt ist zu mittlerweile zu einer Institution unter geschichtsinteressierten Brandenburgern und Berlinern geworden, die anlässlich der Veranstaltung mit Fachleuten und Vertretern historischer Hilfswissenschaften in Kontakt treten können.

Bei der „Potsdamer Geschichtsbörse“ handelte es sich um ein Projekt der Geschichtsmanufaktur Potsdam, das sie in Zusammenarbeit mit dem HBPG umsetzte. Aber initiativ trat das HBPG hier zu keiner Zeit auf. Doch warum sollte das Ministerium zugeben, dass es sich hierbei um eine weitgehend private Initiative handelte, die nur erfolgreich sein konnte, weil sie auf personeller und finanzieller Selbstausbeutung beruhte.

Auf S. 50 folgt zum Thema „Erinnerungskultur“ die folgende Aussage:

Zum Aufgabenfeld Erinnerungskultur ist seit Januar 2009 ein Konzept der Landesregierung im Entwurf vorbereitet und wird derzeit mit den verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren diskutiert. Im Ergebnis dieses Prozesses wird das Konzept dem Landtag im Mai 2009 vorgelegt.

Die ehrenamtlich in der Geschichtsarbeit tätigen Heimat- und Geschichtsvereine sowie Privatpersonen wurden dabei nicht mit berücksichtigt. Das Ergebnis wäre dann anders – umfassender und die gesamte Geschichte Brandenburgs beachtend – ausgefallen.

Bemerkenswert ist die folgende Aussage auf S. 53 f.:

In Zeiten des demographischen Wandels und einer verstärkten Abwanderung trägt die Beschäftigung mit der Geschichte zur Identifizierung der Bürger mit ihrer Heimat und zu einem brandenburgischen Landesbewusstsein bei. Rund 900 Ortschronisten und Heimatgeschichtsvereine im ganzen Land nehmen sich der historischen Forschung und Fortschreibung der lokalen Landesgeschichte an. Die Würdigung dieses großen ehrenamtlichen Engagements sowie die Qualifizierung und Vernetzung der Ortschronisten untereinander sind Ziele des „Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“, der im Herbst 2005 auf Anregung des Kulturministeriums ins Leben gerufen wurde. Die Brandenburgische Historische Kommission, das Brandenburgische Landeshauptarchiv und das Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte haben die Organisation und Durchführung der Tagung übernommen, die sich alljährlich großen Zulaufs erfreut. Ein fruchtbarer Austausch konnte begonnen werden: Die Einen repräsentieren einen Schatz an Chroniken und Überlieferungen des Landes Brandenburg, den Archivare allein niemals erfassen könnten. Die Anderen können methodische Hilfestellungen übermitteln, damit die Arbeit der Ehrenamtlichen Anerkennung erreicht und Bestand behält. Die Fortführung der gemeinsamen Arbeit auch auf regionaler Ebene zeugt vom Erfolg des „Tages“. In verschiedenen Landkreisen, beispielsweise Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und Uckermark, treffen sich seither die Ortschronisten in eigenen Arbeitskreisen und bearbeiten die Spezifika ihrer Region unter fachkundiger Anleitung des Landeshauptarchivs. Das Land hat außerdem den Aufbau einer Internetplattform für den virtuellen Austausch gefördert, damit alle Heimatgeschichtsvereine und Ortschronisten die Möglichkeit erhalten, sich mit ihren Kontaktdaten, Publikationen und Aktivitäten öffentlich zu präsentieren. Die Kontaktaufnahme durch Gleichgesinnte aus anderen Teilen des Landes oder durch an Mitarbeit Interessierten wird damit erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur fördert den „Tag der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ mit 7.500 Euro jährlich.

Im Wesentlichen sind diese Aussagen korrekt. Doch auch hier wird das „Schmücken mit fremden Federn“ fortgesetzt:

- Die Organisation des Tages der brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte lag in der Verantwortung der Geschichtsmanufaktur Potsdam.

- Das Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte war lediglich Veranstaltungsort.

- Die inhaltliche Vorbereitung der Veranstaltungen lag in der Verantwortung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs und der Brandenburgischen Historischen Kommission.

- Das Land hat zu keiner Zeit den Aufbau der Internetpräsentation „Geschichtslandschaft Brandenburg“ gefördert. Hierbei handelt es sich zu 100 Prozent (konzeptionell, inhaltlich, finanziell, technisch, personell) um eine eigenständige Leistung von Dr. Volker Punzel (Geschichtsmanufaktur Potsdam).

 

Die PDS-Fraktion hatte bereits am 21. Januar 2009 die Große Anfrage Nr. 46 „Kultur im Land Brandenburg“ eingebracht. Am 16. Juni 2009 lagen die Antworten auf ihre Fragen vor. (Drucksache 4/7665).

Frage 4:
Auf welchen Datenerhebungen, Analysen, Forschungsergebnissen und wissenschaftlichen Publikationen gründet sich die Kulturentwicklungsplanung für das Land Brandenburg?

zu Frage 4:
Es gibt keine „Kulturentwicklungsplanung“ für das Land Brandenburg. Die Kulturentwicklungskonzeption der Landesregierung bezieht sich auf die Teile der kulturellen Substanz im Land Brandenburg, die Relevanz für ihr kulturpolitisches Handeln haben. Sie gründet sich auf die in der Förderpraxis gewonnenen Erfahrungen, auf den fachlichen Austausch mit einzelnen Trägern, mit den kulturellen Verbänden und den Kommunen, auf den fachpolitischen Diskurs im Land Brandenburg und in der Bundesrepublik, die Datenerhebungen im Rahmen der amtlichen und einiger nichtamtlichen Statistiken und die Kenntnis vielfältiger, öffentlich zugänglicher wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und -publikationen.

 

xii. Regional- und Heimatkultur

Frage 135:
Welche Aktivitäten und Einrichtungen sind auf dem Gebiet der Regional- und Heimatkultur nennenswert?Wie werden sie gefördert?

zu Frage 135:
Mehr als 50 Stadt-, Regional- und Heimatmuseen des Landes widmen sich der Regional- und Heimatkultur der jeweiligen Region. Spezielle, für das Land besonders repräsentative Vorhaben werden auf dem Weg der Projektförderung oder auch durch die Förderung investiver Maßnahmen durch das Land unterstützt. Auf dem Gebiet der Regionalforschung sind überdies die Universität Potsdam (UP) und die Stiftung Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) aktiv. Eine besondere Rolle spielen die ehrenamtlich tätigen Ortschronisten, deren Arbeit das Land würdigt und unterstützt. Weiterführende Ausführungen finden sich in der KEK 2009, Kapitel 2.6, Seite 29 und 30.

Frage 136:
Welche Unterstützung leistet die Landesregierung zur Erforschung der Regionalgeschichte?

zu Frage 136:
Die Landesregierung finanziert Hochschulen, die im Rahmen ihrer Schwerpunktsetzung der Globalhaushalte sich auch der Regionalforschung widmen. Zur weiteren Beantwortung dieser Frage wird auf die KEK 2009, Kapitel 3.1.4., Seite 51 bis 53 verwiesen.

Frage 137:
Welche inhaltlichen Veränderungen hat es seit 2002 gegeben?

zu Frage 137:
In den letzten Jahren ist die Tendenz einer stärker wissenschaftlichen Aufarbeitung von regionalgeschichtlichen Themen zu beobachten.

 

VI. Erinnerungskultur

Frage 163:
Wie definiert die Landesregierung „Erinnerungskultur“ und welche inhaltlichen Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt der Arbeit?

zu Frage 163:
Die Landesregierung begreift den Begriff der „Erinnerungskultur“ als einen umfassenden Begriff für alle Formen der bewussten Erinnerung an historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Prozesse. Diese Art der kulturellen Überlieferung ist dabei steter Veränderung unterworfen und wird in demokratischen, pluralistischen gesellschaftlichen Debatten beständig neu verhandelt. Die Demokratie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass keine statischen, unveränderbaren Geschichtsbilder vermittelt werden, sondern sie selbstständiger Deutung, Diskussion und Erneuerung unterworfen sind. Zur Beantwortung der zweiten Teilfrage wird auf das Konzept der Landesregierung „Geschichte vor Ort“ verwiesen.

Frage 164:
Wie werden Aktivitäten auf diesem Gebiet gefördert?

zu Frage 164:
Das Land Brandenburg fördert die Aufarbeitung der Zeitgeschichte sowohl projektbezogen als auch institutionell.

Frage 165:
Wie bewertet die Landesregierung den zu allen Zeiten normalen Konflikt zwischen widerstrebenden Geschichtsbildern von unterschiedlichen Zeitzeugen und dem Streben der Geschichtsforschung nach Objektivität auch mit Bezug auf die Zeitgeschichte?

zu Frage 165:
Ausstellungen, Gedenkstättenführungen und pädagogische Projekten werden auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands entwickelt. Dabei sind sich die Gedenkstättenexperten des Spannungsverhältnisses bewusst, das aus den Ergebnissen quellenbasierter wissenschaftlicher Erforschung der Zeitgeschichte einerseits und den subjektiven Erinnerungen der Zeitzeugen andererseits resultiert. Doch ergeben sich gerade aus diesem Spannungsverhältnis wertvolle pädagogische Chancen, um den Gedenkstättenbesuchern und Projektteilnehmern einen pluralistischen Zugang zur Zeitgeschichte zu eröffnen.

 

Am 31. August 2010 lagen die Antworten der Landesregierung auf die Große Anfrage 2 der CDU-Fraktion „Ehrenamt“ (Drucksache 5/1918) vor.

Frage 41:
Welche Bedeutung kommt nach Ansicht der Landesregierung dem ehren
-amtlichen Engagement im Bereich Kultur zu und welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um ehrenamtliche Tätigkeiten in diesem Bereich zu stärken?

zu Frage 41:
Seit 2005 fördert zudem das MWFK den jährlich stattfindenden und vom MWFK initiierten „Tag der Brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte“ sowohl finanziell als auch ideell. Durch die Unterstützung der Veranstaltung soll das ehrenamtliche Engagement der vielen hundert Ortschronisten und Heimatforscher des Landes bei der Erforschung und Aufbereitung der lokalen und regionalen Geschichte gewürdigt werden, mit welchem sie einen wesentlichen Beitrag zur Identitätsbildung der Brandenburgerinnen und Brandenburger mit ihrer Heimat leisten.

 

Die Antwort auf die Große Anfrage 31 der CDU-Fraktion „Situation und Zukunft der Kultureinrichtungen und der kulturellen Infrastruktur in Brandenburg“ vom 13. Februar 2014 (Drucksache 5/8524) stand, was die Geschichte anbelangt, unter der folgenden Prämisse:

Kultur und Traditionen bestehen nicht nur aus Wissen, Erinnerungen und Erzählungen. Sie brauchen Orte und Einrichtungen, in denen die kulturellen Werte einer Gesellschaft, einer Gemeinschaft gelebt und bewahrt werden können. Kultureinrichtungen sind zentrale Orte für die Prägung unseres Geschichts- und Kulturbewusstseins.

Die Heimatpflege bzw. die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit fanden darin keine Erwähnung.

 

Genau so verhält es sich mit der Antwort auf die Große Anfrage 2 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen „Kulturelle Bildung, Teilhabe und Partizipation“ (Drucksache 6/1148) vom 16. April 2015.

 

Aufschlussreich ist das Plenarprotokoll zum Antrag der AfD-Fraktion auf eine Aktuelle Stunde zum Thema „Kulturelle Identität im Land Brandenburg“ am 29. April 2015 (Drucksache 6/1213). Heimatpflege und Ehrenamtliche Geschichtsarbeit kommen in keinem Redebeitrag vor. Dabei wurde aber mehrfach auf die Rolle der Geschichte als einem Element kultureller Identität verwiesen. Und auch auf ihren Beitrag zur Verhinderung des Entstehens extremistischer Auswüchse.

„Wer in einem sozialen Raum Geborgenheit gefunden hat, auch dank Bauwerken, die er lange kennt, ist weniger anfällig für autoritäre Strukturen.“ (Dr. Ulrike Liedtke, SPD)

Kulturelle Identität ist etwas Empfundenes, es ist das, was wir leben, es sind unsere Werte, Wurzeln und unsere Gegenwart. Identitätsstiftung ist nicht nur eine Frage der Kultur. Auch Dorfgemeinschaften oder das bewusste Erleben von Landschaftsprägungen, Natur und Städtebau, auch Tourismus sind für den einzelnen etwas, wo er sich in seiner Identität wiederfindet und einen authentischen Bezug dazu lebt.“  (Anja Heinrich, CDU)

„DIE LINKE steht für einen weiten Kulturbegriff – dazu ist heute schon viel gesagt worden – : Künste, Literatur, Lebensweisen, Menschenrechte, Wertesysteme, Traditionen, Glaubensrichtungen, spirituelle, intellektuelle, emotionale, immaterielle Ausdrucksformen.“ (Gerrit Große, Die Linke)

„Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger des Landes, die Geschichte und die jeweiligen Traditionen vor Ort zu bewahren, prägt mitunter ganz unterschiedliche regionale Identitäten. Diese zu entfalten ist Inhalt und einer der wesentlichen Punkte unserer kulturpolitischen Strategie, mit der wir 2012 deutlich gemacht haben, dass wir ganz bewusst auf regionale Identität als Schwerpunkt in der Kulturförderung setzen.“ (Prof. Dr.-Ing Sabine Kunst, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur (SPD).

 

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