Vernichtung von Kulturgut - Brandenburg hilft dabei

Es hat Tradition in Deutschland: das Vernichten von wertvollem Kulturgut. Über die Bücherverbrennungen vom März bis Oktober 1933 wird derart kulturloser Umgang mit den Nationalsozialisten in Verbindung gebracht. Doch das ist - wie vieles in der deutschen Geschichtsinterpretation - nur die halbe Wahrheit. Begonnen hat das bereits in der Zeit der Reformation. Die Vernichtung nach 1990 von in der DDR entstandenem Kulturgut - herausgehoben hier nur die Druckerzeugnisse - ordnet sich ein in die vorstehend angerissene Traditionslinie.

Das offizielle Land Brandenburg - nicht unbedingt mit ausreichend Kenntnis über die Regionalgeschichte ausgestattet - setzt die Tradition der Vernichtung von Kulturgut fort. Entzug von Steuermitteln, Schließung von sich mit der Geschichte befassenden Einrichtungen bzw. Umgestaltung derselben bis zur Gesichtslosigkeit und Nichtbeachtung der sich für die Aufarbeitung der Geschichte des Landes engagierenden ehrenamtlich tätigen Privatpersonen und Vereine... . Diese Liste ließe sich noch lange fortführen.

Am 29. April 2022 ist es ein Jahr her, dass der Landtag Brandenburg einen Beschluss mit dem Titel annahm: "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg stärken und unterstützen". Zum Einjährigen kann das Kulturministerium resümieren, genau das Gegenteil erreicht zu haben. Geschichts- und Heimatvereine gaben - wegen fehlender Unterstützung - ihre Tätigkeit auf. Heimat- und Geschichtsforscher beiderlei Geschlechts suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, mitunter über Jahrzehnte hinweg zusammengetragenes Wissen zu bewahren. Ihre Chancen stehen sehr schlecht! Archive, Bibliotheken, wissenschaftliche Einrichtungen und vom Land ins Leben gerufene Vereine sehen wegen Unterfinanzierung keine Möglichkeit zur Hilfeleistung oder verweigern sich einer Hilfe ganz bewusst. Wollen sie sich doch nicht gegen die offiziell vom Land verfolgte Linie stellen.

Viele, viel zu viele, private Sammlungen sind schon im Schredder und im Papiercontainer gelandet. Wertvolles Wissen ist den Flammen zum Opfer gefallen.
Politik und Verwaltung ficht das nicht an.
Selbstverständlich werden sie dies weit von sich weisen. Aber auch sie werden mal Gegenstand der Geschichtsschreibung sein. Und die Historikerzunft der Zukunft wird feststellen, vermutlich mit Bedauern, wie viel Wissen damals (also zu unserer heutigen Zeit) vernichtet worden ist. 

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