Geschichtsmanufaktur Potsdam und die historischen Grenzen

Die Geschichtsmanufaktur Potsdam (GMP) äußert sich nicht nur zu aktuellen Fragen des Umgangs mit der Geschichte Brandenburgs durch die Landesregierung, sondern ist auch in der historischen Forschung aktiv. Eine Übersicht der von ihr behandelten Themen ist auf dieser Seite unter dem Begriff "Links" zu finden.
Aktuell befasst sich die GMP mit den historischen Grenzen im Süden des Landes Brandenburg, insbesondere an der Schnittstelle zwischen dem heute zu Brandenburg gehörenden Großkoschen und dem nach 1990 in Sachsen eingegliederten Dorf Lauta. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung und mittelalterlichen Entwicklung gehörten beide Orte zur Herrschaft Senftenberg. Doch Lauta befand sich an einer Stelle, wo Brandenburg auf das Königreich Böhmen traf. Umgeben von zur Herrschaft Hoyerswerda gehörenden Dörfern und Mühlen, mussten die Bewohner Lautas über Jahrhunderte ihr Leben und ihre wirtschaftliche Tätigkeit gestalten. 2024 seit 650 Jahren.

 Als Teil der Herrschaft Senftenberg wurde Lauta mit der Teilung der Lausitz in Ober- und Niederlausitz stets zur Niederlausitz gezählt. So ist das bis heute. Nach frühen Beschreibungen der Grenzen zwischen Ober- und Niederlausitz müsste Lauta aufgrund seiner geographischen Lage zur Oberlausitz gehören. Geologisch sind Großkoschen und Lauta ebenfalls eher der Ober- als der Niederlausitz zuzurechnen. Der Koschenberg und der Jungfernstein hinter Lauta-Dorf stehen u.a. dafür. 

Die historischen Karten verorten Lauta und Großkoschen ebenfalls in der Niederlausitz. Bis auf eine, die Lauta der Oberlausitz zuordnet. Bislang wenig Beachtung fand die Tatsache, dass die Herrschaft Senftenberg an dieser Stelle wie ein Trichter bzw. ein "Stachel" in das Territorium der einstigen Herrschaften Ruhland und Hoyerswerda hineinragt.

 

 

Auf diesem Ausschnitt aus einer Karte von 1843 ist die Lage Lautas zwischen den Grenzen besser zu erkennen.

Auf diesem Ausschnitt aus einer Karte von 1843 ist die Lage Lautas zwischen den Grenzen besser zu erkennen.

 In Vorbereitung auf den "650. Jahrestag der Ersterwähnung Lautas" im Jahr 2024 wird erstmals ausführlich die besondere Geschichte des am südlichsten gelegenen Ort der Herrschaft Senftenberg untersucht. Behandelt wird dabei auch die Frage: Gehört Lauta zur Niederlausitz oder nicht eher zur Oberlausitz?

Da die Beantwortung der durch die Geschichte aufgeworfenen weiteren Fragen die Kraft der GMP-Forscher übersteigt, wurde und wird die Zusammenarbeit gesucht. Für die GMP seit ihrer Gründung wichtigstes Anliegen: Im Verbund und auf gleichberechtigter Basis mit offiziell mit der Geschichte befassten Einrichtungen und mit ehrenamtlich tätigen Lokalhistorikerinnen und -historikern zu Ergebnissen zu kommen.

Die Besonderheit besteht diesmal darin, dass mit zwei Bundesländern (Brandenburg, Sachsen) die Zusammenarbeit hergestellt werden muss und mit zwei Landkreisen (Bautzen, Oberspreewald-Lausitz). Das gestaltet sich nicht einfach. Aber erste Ergebnisse liegen vor.

Inzwischen hat sich die Forschungsrichtung erweitert: auf sorbisch-deutsche Geschichte, auf Flurnamenforschung und die Entstehung mittelalterlicher Dorfkerne. Aus diesem Grund wurden Kontakte zum Sorbischen Institut in Cottbus angeknüpft. Vor allem zum Projekt "Sorbische Eigennamen in der Niederlausitz". Trifft in Lauta doch das Niedersorbische auf das Obersorbische und das Deutsche auf das Sorbische.

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