SPD und Grüne verweigern Anerkennung

"Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg" stand über dem Fachgespräch zu TOP 1 in der Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg am 9. Juni 2021. Eingeladen dazu waren überwiegend Vertreterinnen und Vertreter von mit der Geschichte befassten offiziellen Institutionen des Landes Brandenburg. In Nebensätzen gingen sie auf die ehrenamtlich mit der Geschichtsarbeit befassten Personen und Vereine ein.

Im Vordergrund stand aber die Verteidigung ihrer eigenen Interessen.
Dankbar wurden von den Ausschussmitgliedern der Koalitionsfraktionen und der Linkspartei alle sich gegen die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit richtenden Aussagen aufgenommen bzw. die die von den Initiatoren angestrebte organisatorische und inhaltliche Ausrichtung der Koordinierungsstelle ablehnten bzw. verwässerten.

In keinem Beitrag wurde auf die personellen und finanziellen Rahmenbedingungen eingegangen, unter denen die landesweite Koordinierung und Betreuung der mehrere Tausend Personen umfassenden Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit erfolgte. Das Jahresbudget in Höhe von 4.150,00 EURO musste privat erwirtschaftet werden. 600 Euro waren davon zu refinanzieren und an die Geldgeber wieder zurückzuführen. Vom Rest mussten alle im Jahr anfallenden Ausgaben bestritten werden. Für Kulturministerium Manja Schüle (SPD) ein akzeptabler Zustand. Zumindest machten ihre Aussagen zum Thema diesen Eindruck.

Auf das vom Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg, Dr. Volker Punzel, und vom Vorsitzenden der Brandenburgischen Historischen Kommission, Prof. Dr. Klaus Neitmann, mehrfach unterbreitete Angebot, die konkreten Fragen zur Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit in einem Arbeitsgespräch zu erörtern und zu klären, ging die Ministerin nicht ein.

Die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Brandenburg, Dr. Susanne Köstering, sprach sich sehr deutlich gegen eine Koordinierungsstelle für die außerhalb der Museen tätigen ehrenamtlichen Geschichtsforscher aus. Günter Baaske (SPD) kritisierte scharf, dass für diese Gruppe von Ehrenamtlern Beachtung eingefordert werde, die andere Ehrenamtler nicht erhielten. Seine nachfolgenden Ausführungen zeigten, dass er sich offensichtlich nicht auf diesen Tagesordnungspunkt vorbereitet hatte. Sahra Damus (Bü90/Die Grünen) brachte die gleiche Einstellung zum Ausdruck, wie schon in der Landtagssitzung am 29. April 2021.

Dr. Volker Punzel hatte sich am 7. Juni 2021 entschlossen, doch an der Ausschusssitzung teilzunehmen, nachdem das Prozedere und der Teilnehmerkreis zu diesem Tagesordnungspunkt geändert worden waren. So war Prof. Dr. Klaus Neitmann, der anfänglich keine Berücksichtigung gefunden hatte, doch noch eingeladen worden. Dr. Punzel hatte seine Nichtbeachtung auf das Schärfste kritisiert.

Die folgenden Wochen werden zeigen, ob es Bewegung in der Frage der offiziellen Anerkennung der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit geben wird. Zu große Hoffnungen sollten sich die seit über 30 Jahren darauf hoffenden Bürgerinnen und Bürger des Landes Brandenburg jedoch nicht machen.

 

Vorbereitung der Sitzung am 9. Juni 2021

Am 12. Mai 2021 befasste sich der Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landtages Brandenburg unter dem Tagesordnungspunkt 4 mit einem Beschluss über die "Einladung von Vertretern zur Vorstellung der ehrenamtlichen Geschichtsarbeit in Brandenburg". Der Beschluss wurde angenommen. Ist aber ein Schlag ins Gesicht der in der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit in Brandenburg tätigen Personen und Vereine. (Pressemitteilung)

Im Vorfeld der Beschlussfassung gab es keine Information über die geplante Behandlung des Themas im Ausschuss an die "Koordinierungsstelle Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg" und an den dort tätigen Koordinator und erst recht keinen Versuch eines Gesprächs über den Personenkreis, der am 9. Juni 2021 im Ausschuss zur Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit sprechen könnte. 

Der von der SPD - vermutlich im Einvernehmen mit den beiden anderen Koalitionsparteien -  geführte Ausschuss verständigte sich im engen Kreis selbstherrlich auf Personen, die nach seiner Auffassung die "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit in Brandenburg" repräsentieren, koordinieren und deshalb als Wortführer dafür gelten können.

Die vorgenommene Auswahl ist ein weiteres Beispiel für die Nichtbeachtung und Mißachtung der Personen und Vereine, die seit 2004 für die "Ehrenamtliche Geschichtsarbeit" im Land Brandenburg stehen und diese am Leben erhalten.

"Auserwählt" wurden durch die Ausschuss-Führung:

Prof. Dr. Mario Glauert, seit 2020 Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchives

Prof. Dr. Frank Göse, außerplanmäßiger Professor Bereich Landesgeschichte der Universität Potsdam

Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach, Professorin für Denkmalkunde Europa-Universität VIADRINA Frankfurt (Oder)

Dr. Volker Punzel, hier lediglich (vermutlich als "Feigenblatt") als Vertreter der Geschichtsmanufaktur Potsdam und nicht als seit 2004 tätiger Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit.

Bis auf Dr. Punzel hat sich keine der vorgenannten Personen je für die Koordinierung, die fachliche Betreuung und für die Kontaktarbeit mit den ehrenamtlich in Brandenburg in der Geschichtsarbeit tätigen Personen und Vereinen engagiert und vor allem keinerlei Beitrag geleistet, der als Referenz für ein mögliches Engagement in dieser Richtung hätte herangezogen werden können.

Die "Koordinierungsstelle für Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg" kritisiert aufs Schärfste das Auswahlverfahren.
Zugleich ist sie empört darüber, dass der Vorsitzende der Brandenburgischen Historischen Kommission, Prof. Dr. Klaus Neitmann, keine Berücksichtigung fand. Seit 2004 ist er in dieser Eigenschaft zuständig für die jährliche Durchführung des Tages der Brandenburgischen Orts- und Landesgeschichte und arbeitet seitdem eng mit dem Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit zusammen. Empörend ist auch, dass kein wirklicher Vertreter der "Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit" im Ausschuss darüber sprechen darf, wie die Situation auf diesem Gebiet im Land Brandenburg ist.

Wären die "Koordinierungsstelle" und der Koordinator informiert und gefragt worden, wäre folgender möglicher Vorschlag für eine Einladungsliste unterbreitet worden:

Dr. Volker Punzel, Koordinator Ehrenamtliche Geschichtsarbeit Land Brandenburg

Prof. Dr. Klaus Neitmann, Vorsitzender der Brandenburgischen Historischen Kommission

Doris Patzer, Landkreisamt Potsdam-Mittelmark, Kultur, und Initiatorin der den Landkreis erfassenden Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark

Jaromir Schneider, Vorsitzender der Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark, bzw. Lothar A. K. Wuttke, Veritasklub Wittenberge

Das wären wirkliche Vertreter der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit. Aber es gab keine Anfrage, weil diese Einrichtung und die einfachen Vertreter der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeit für die Regierungskoalition nicht existieren.?

 

Was wird passieren?

Es sind da vor allem zwei Szenarien möglich:

1. Glauert (Kandidat von Ludwig Scheetz und Manja Schüle, beide SPD), Göse (Kandidat von Isabelle Vandre, Linke) und Abraham-Diefenbach (Kandidatin von Sahra Damus, Bü90/Die Grünen) sind so ehrlich, dass sie die Einladung mit dem Verweis darauf ablehenen, dass sie nicht aussagekräftig sind, was die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg insgesamt anbelangt.

Glauert und Göse verweisen zusätzlich darauf, dass der eigentliche Ansprechpartner dafür Prof. Dr. Neitmann, Vorsitzender der Brandenburgischen Historischen Kommission, wäre. Zumal Neitmann genau weiß, wie sich Glauert und Göse bislang zur Unterstützung der Ehrenamtlichen Geschichtsarbeiit im Land verhielten.

Die Folge wäre, dass der Ausschuss neue Personen einladen muss.

2. Alle drei erhalten ihr Geld vom Land. Obwohl sie wissen, welche Rolle ihnen vom Kulturministerium (als ihrem Arbeitgeber) zugedacht wurde - die Ehrenamtliche Geschichtsarbeit im Land Brandenburg zu diskreditieren - werden sie mitspielen.
Aber: Mut ist bei Landesangestellten bzw. -beamten nicht so oft anzutreffen. Zumeist sind sie erst mutig, wenn das Pensionsalter erreicht ist.

In dem Fall müssten sich z.B. die Kulturaussschussmitglieder der AfD und der CDU, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht verlieren wollen, der Teilnahme an diesem Tagesordnungspunkt verweigern.

Bei beiden Szenarien ist eines heute schon klar:

Dr. Volker Punzel wird die Einladung für die Kulturausschusssitzung am 9. Juni 2021 nicht annehmen.

Er lässt sich nicht für eine Farce benutzen.

 

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